03.11.2025

Was versteht man unter Change Management?

Bild mit einem Kompass. Kompass rund um Change Management.

Veränderung ist kein Ausnahmezustand – sie ist Alltag

Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und neue Arbeitsformen – Organisationen stehen heute unter permanentem Veränderungsdruck. Veränderung ist kein Projekt mehr, sondern Dauerzustand. Doch viele Unternehmen investieren vor allem in Technologie, Prozesse und Strukturen, aber zu wenig in die Menschen, die diese Veränderungen umsetzen sollen. Genau hier setzt professionelles Change Management an.

Definition und Ziele des Change Managements

Change Management heisst, Wandel bewusst zu gestalten. Es umfasst das strukturierte und begleitete Gestalten von Veränderungsprozessen – von der Planung über die Umsetzung bis zur Verankerung im Alltag. Ziel ist, dass Veränderungen nicht nur umgesetzt, sondern auch gelebt werden.

Kurzdefinition: Change Management ist der bewusste und geplante Prozess, der Menschen, Teams und Organisationen befähigt, Veränderungen erfolgreich umzusetzen und nachhaltig zu verankern.

Change Management unterscheidet sich von Organisationsentwicklung (OE) durch seinen projektorientierten Charakter: Während OE langfristige Prozesse anstösst, zielt Change Management stärker auf die Umsetzung konkreter Vorhaben ab. Es geht also nicht nur um neue Strukturen oder Systeme, sondern darum, wie Menschen mit Veränderungen umgehen. Denn jede Veränderung ist auch ein emotionaler, sozialer und kultureller Prozess.

Warum ist Change Management so wichtig?

Studien – unter anderem von McKinsey (2015) – zeigen, dass bis zu 70 % aller Veränderungsinitiativen scheitern, wenn die menschliche und kulturelle Dimension nicht berücksichtigt wird.

Typische Ursachen:

  • Fehlende Kommunikation über das „Warum“ der Veränderung
  • Zu wenig Einbindung der Betroffenen
  • Unklare Verantwortung und Führung
  • Fehlende psychologische Sicherheit im Team oder in der Organisation

Erfolgreiches Change Management sorgt dafür, dass:

  • Mitarbeitende Veränderungen verstehen und mittragen,
  • Führungskräfte orientierend und unterstützend handeln,
  • Widerstände früh erkannt und konstruktiv genutzt werden,
  • und Veränderung nicht nach Projektende verpufft, sondern im Alltag verankert bleibt.

Praxisbeispiel: Poliklinik in einem Schweizer Spital: In einem IT-Projekt zur Einführung einer Virtuellen Desktop-Infrastruktur (VDI) begleiteten wir den Rollout mit einem Floor-Walking-Ansatz. Mitarbeitende sollten sich künftig unabhängig von Station neu anmelden – ein scheinbar kleiner, aber im Alltag spürbarer Eingriff. Viele Mitarbeitende wechseln häufig die Arbeitsplätze und stehen dabei unter hohem Zeitdruck. Ab dem ersten Tag waren wir ab 6.30 Uhr vor Ort, gemeinsam mit einer IT-Ansprechperson. Neben jedem Arbeitsplatz lag eine einfache Anleitung zum neuen Anmeldeprozess. Diese physische Präsenz machte den Unterschied: Probleme konnten sofort erkannt und gelöst werden, denn wer sich nicht einloggen kann, kann auch kein IT-Ticket eröffnen. Schnell wurden die ersten erfolgreich begleiteten Mitarbeitenden zu Mit-Enabler:innen, die ihre Kolleg:innen unterstützten. Das Fazit: Es geht bei einem Roll-out nicht darum, dass alles von Anfang an perfekt läuft, sondern darum, präsent zu sein, zuzuhören und Sicherheit zu geben. Diese persönliche Begleitung wurde von den Mitarbeitenden spürbar geschätzt – sie machte aus einem technischen Rollout einen echten Veränderungserfolg.

Welche Phasen gibt es im Change Management?

Veränderung verläuft selten linear. Trotzdem helfen Modelle, typische Dynamiken zu verstehen und zu gestalten. Die bekanntesten Phasenmodelle sind:

  • Das 3-Phasen-Modell nach Kurt Lewin (1947)
  • Das 8-Stufen-Modell nach John P. Kotter (1996 / 2021)
  • Das 7-Phasen-Modell der Veränderung (nach Kübler-Ross, 1969)

Welche Handlungsfelder gibt es im Change Management?

Change Management nutzt eine Vielzahl von Methoden, um Menschen im Wandel zu begleiten. Die zentralen Handlungsfelder sind Kommunikation, Beteiligung, Führung und Lernen.

  • Kommunikation: Change Story, Zielbild, transparente Informationsflüsse
  • Stakeholder-Management: Bedürfnisse und Einfluss verstehen, gezielt einbinden
  • Dialogformate: Workshops, Townhalls, Retrospektiven, Lessons-Learned-Sessions
  • Lernformate & Trainings: Schulungen, Floor-Walking, E-Learnings
  • Coaching & Peer-Learning: Lernen im Austausch fördern
  • Pilotgruppen & Experimente: Neues im Kleinen testen und skalieren
  • Communities of Practice: Erfahrungswissen im Netzwerk teilen
  • Change Agents & Champions: Multiplikatoren aus der Organisation
  • Monitoring & Feedback: Pulse Surveys, Befragungen, qualitative Rückmeldungen

Wichtig: Jede Methode oder jedes Werkzeug ist nur so wirksam, wie sie kulturell getragen wird. Oder wie es heisst: „A fool with a tool is still a fool.“

Erfolgsfaktoren im Change Management

In unseren Projekten haben sich folgende Prinzipien bewährt:

  • Purpose vor Plan: Klärt das „Warum“, bevor ihr das „Wie“ definiert.
  • Menschen vor Methoden: Tools sind Mittel, nicht Ziel.
  • Führung als Enabler: Führungskräfte schaffen Orientierung und Vertrauen. Sie gehen im Veränderungsprojekt mit gutem Beispiel voran.
  • Kultur und Mindset als Basis: Ohne psychologische Sicherheit kein Wandel (vgl. Edmondson, 2018).
  • Messen und Lernen: Feedback ist Teil des Prozesses, nicht das Ende.

Fazit: Change Management ist eine Führungsaufgabe

Veränderung lässt sich nicht verordnen – sie muss verstanden, gestaltet und begleitet werden. Change Management sorgt dafür, dass Menschen im Wandel nicht nur funktionieren, sondern wachsen. Organisationen, die Change Management ernst nehmen, schaffen eine Kultur, in der Veränderung nicht als Störung, sondern als Kompetenz gilt.

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